
Schmetterlings Dschungel
Sehen mit dem Hinterteil
Zitronen-Schwalbenschwänze (Papilio xuthus) besitzen am Ende des Hinterleibs lichtempfindliche Zellen. Echte Augen sind das natürlich nicht, aber die Falter können damit Hell und Dunkel unterscheiden. Wahrscheinlich hilft es den Tieren dabei, Verwechslungen bei der Paarung mit nahe verwandten Arten zu verhindern.
Riechen mit den Fühlern
Die Fühler eines Schmetterlings sind mit unserer Nase vergleichbar. Bei manchen Faltern sehen die Fühler aus wie kleine Bürsten. Sie können zwar nicht so viele verschiedene Gerüche unterscheiden, aber einzelne Gerüche nehmen sie umso intensiver wahr.
Auf den Flügeln oder am Körper tragen sie Duftschuppen, damit andere Falter sie gut riechen können. Das klappt sogar über große Entfernung.
Schmecken mit den Füßen
Schmetterlings-Raupen sind wählerisch, wenn sie aus dem Ei geschlüpft sind. Sie fressen nicht jedes Pflanzenblatt gleich gerne. Damit die Weibchen die Eier auf der richtigen Pflanze ablegen, müssen sie erst eine Geschmacksprobe nehmen. Die Weibchen einiger Schmetterlingsfamilien besitzen daher Geschmackszellen an den Fußspitzen. Mit winzigen Dornen pieksen sie in das Blatt an. Das Weibchen erkennt sofort die chemische Zusammensetzung des Pflanzensaftes und weiß, ob sich ihre Nachkommen davon ernähren können.
Hören mit dem Körper
Schmetterlinge hören anders als wir. Ihre Hörorgane sind einfache “Trommelfelle”, die leicht schwingen. Sie befinden sich unteren Ende der Fühler, bei anderen nahe des Kopfes oder entlang des Körpers. Sie spüren nur leichte Schwingungen. Lautstärken können sie nicht unterscheiden. Manche Schmetterlinge sind auch ganz taub!

Manche Nachtfalter “spüren” sogar die Echolot-Rufe von Fledermäusen. Sie flüchten dann, indem sie sich einfach fallen lasssen.
Fühlen

Das Nervensystem von Insekten ist vollkommen anders als das von Wirbeltieren. Man nennt es auch vereinfacht "Strickleiternervensystem", weil es zwei Hauptnerven gibt, die miteinander quer verbunden sind.
Insekten spüren es, wenn man sie berührt. Ob sie Schmerz empfinden, weiß man nicht.
Schmetterlinge sind extrem empfindlich. Wenn die Schuppen auf den Flügeln beschädigt werden, können sie nicht mehr fliegen.
Wir dürfen sie also nicht anfassen.
Der Feinschmecker / auch Lackschuh oder Feuerfleck genannt (Catonephele numilia / Cramer, 1775)
Was bei den Catonephele-Faltern vor allem auffällt, ist der extreme Unterschied bei den Geschlechtern. Sie sehen so verschieden aus, dass im 18. Jahrhundert Weibchen und Männchen zunächst teilweise als getrennte Arten beschrieben worden sind.
Bei uns im Zoo fliegt die Art numilia, die zu den häufigsten Catonephele zählt. Sie kommt vom zentralen Mexiko bis ins nördliche Argentinien vor. Die Art kommt in fast allen Lebensraumtypen vor, fehlt aber oberhalb von 500 Metern. Man findet sie entlang von Waldrändern und Flussufern und auf Lichtungen. Die Tiere besuchen zwar auch Blüten, aber ihre Lieblingsnahrung besteht aus nassem Sand, überreifen Früchten und auslaufenden Baumsäften. Auch Aas und Exkremente werden nicht verschmäht. Gerne setzen sich die Falter rund um die Augen von großen Reptilien (Kaimane) und auch Wasserschweinen (Capybaras) ab und saugen dort deren Tränenflüssigkeit, um wichtige Mineralien zu sich zu nehmen.
Die Männchen halten sich gerne in Höhen zwischen zwei und zehn Metern entlang von Waldrändern auf, wo sie kopfunter an Baumstämmen sitzen. Sie verteidigen ihr Revier gegen jeden Eindringling und sind dabei sehr mutig: selbst Vögel werden „attackiert“. Die Weibchen findet man eher in Bodennähe, wo sie abwarten, welches Männchen sein Revier am besten verteidigt – dieses Männchen darf sich dann paaren.
Bemerkenswert ist auch, wie verschieden die Weibchen innerhalb des Verbreitungsgebiets ausfallen. Die Form im Zoo ist schwarzblau, sie kommt in Mittelamerika vor. Weibchen vom Amazonas in Brasilien sind hingegen Orangerot.
Die Raupen der Catonephele sehen fast wie Außerirdische aus. Sie sind leuchtend grün mit exotischen blaugrünen Kopfauswüchsen und Dornen. Diese Dornen sind allerdings nicht echt, sie täuschen nur Bedrohlichkeit vor. Dennoch sind sowohl die Raupen als auch die Falter leicht giftig. Die Raupen fressen nämlich an Wolfsmilchgewächsen, von denen einige starke Giftpflanzen sind.
Die Flügelunterseite der Catonephele ist sehr beeindruckend. Die Falter sind zwar eher blattähnlich getarnt, doch ihre Zeichnung bzw. Färbung zeigt fast einen 3-D-Effekt. Je nach Sonnenstand wirken die Falter wie ein Hologramm, wo sich die Farbübergänge räumlich abzeichnen.
Unser Feinschmecker gehört sicher nicht zu den größten Faltern im SchmetterlingsDschungel, aber in Zeichnung und Färbung trotzdem sicher zu den eindrucksvollsten Arten. Wer die wahren Farbeffekte dieses Schmetterlings mal richtig fotografieren möchte, sollte um die Mittagszeit in den Zoo kommen. Nur um diese Zeit steht die Sonne hoch genug, um die Farbabstufungen dieser schönen Tiere wirklich im Ganzen zu erleben.
Himmelsfalter / Blauer Morpho (Morpho peleides / Kollar, 1850)
Der Morpho ist wohl der Star im SchmetterlingsDschungel. Die Art peleides ist von allen Morpho-Arten die mit der größten Verbreitung. Man findet sie vom südl. Mexiko bis weit in die Regenwälder des Amazonasgebiets. Die Raupen fressen an verschiedenen Hülsenfrüchtlern wie z. B. Pterocarpus. Diese Pflanzen kommen bei uns jedoch nicht einmal als Zierpflanzen vor, sodass der Morpho sich bei uns im Zoo nicht vermehren kann.
Die Männchen weisen mehr Blau auf, während die Weibchen mehr braun sind und die größere Flügelspannweite haben. Morpho-Falter interessieren sich nicht für Blüten. Ihre Hauptnahrung besteht aus überreifen Früchten, auslaufenden Baumsäften, Exkrementen und Aas. Im SchmetterlingsDschungel sind sie Dauergäste an den Futtertischen. Männliche Falter verteidigen ihr Revier gegen alle möglichen Eindringlinge. Es kann sogar vorkommen, dass Besucher wild umflattert werden. Überhaupt kommen Morphos dem Menschen oft sehr nahe. Menschlicher Schweiß enthält Mineralien und Salze und genau das mögen Morphos sehr gerne. In der Natur finden sie dies im nassen Sand von Bachufern, im SchmetterlingsHaus auf der Haut der Besucher.
Das herrliche Blau der Tiere ist übrigens keine „echte“ Farbe. Es entsteht durch Lichtbrechung auf den zahllosen winzigen Schuppen der Flügel. Bis auf den blauen Teil des Spektrums wird jede andere Farbe absorbiert. Es ist derselbe Effekt wie z. B. bei den Farben eines Pfaus, wo das Blau ebenfalls nicht durch Pigmente, sondern durch Lichtbrechung entsteht.
Der natürliche Lebensraum der Morphos sind Waldränder und lichter Wald. Oft halten sich die Falter mehrere Meter über dem Boden auf. Sie kommen aber zur Nahrungsaufnahme regelmäßig herunter. In ihrer tropischen Heimat fliegen sie in mehreren Generationen das ganze Jahr über, können aber während der Trockenzeit etwas seltener sein. Im Durchschnitt lebt ein Morpho-Falter etwa drei bis fünf Wochen.
